Mein Körper ist so unsozial. Ich rede, er bleibt stumm. Ich leb ein Leben lang für ihn. Er bringt mich langsam um. Robert Gernhardt, Siebenmal mein Körper

Wolken, die fast menschlich aussahen, Am Horizont, doch alles andere herrlich * Clouds of almost human appearance Gathering on the horizon, but the rest lovely Charles Simic, Aufziehende Wolken / Clouds gathering

Die Stimmung, die von der Baukunst ausgeht, kommt dem Effekt der Musik nahe. ▪️Goethe

silentium

Der Geist ist nicht wie ein Gefäß, das gefüllt werden soll, sondern wie Holz, das lediglich entzündet werden will. * οὐ γὰρ ὡς ἀγγεῖον ὁ νοῦς ἀποπληρώσεως ἀλλ' ὑπεκκαύματος μόνον ὥσπερ ὕλη δεῖται. Plutarch, Moralia I, Über das Zuhören

Wer wußte je das Leben recht zu fassen, Wer hat die Hälfte nicht davon verloren Im Traum, im Fieber, im Gespräch mit Toren, In Liebesqual, im leeren Zeitverprassen? August von Platen, Wer wußte je das Leben recht zu fassen

Wo der Rand der Wörter sein sollte, fängt trockenes Laub an den Rändern zu brennen an, und die Wörter krümmen sich unendlich langsam in sich selber: „Diese Trauerränder!“ Dieser Rand der Trauer. Peter Handke, Der Rand der Wörter

‚Der Wind klopft am Fenster. Ich mache nicht auf. Ich weiß, was er will‘

Das Elend des Menschen liegt darin,dass er in der Gesellschaft Trost suchen muss gegen die Leiden,die ihm die Natur zufügt,und in der Natur Trost gegen die Leiden der Gesellschaft.Wie viele haben weder hier noch dort eine Erleichterung ihrer Schmerzen gefunden! Chamfort, Vom Menschen zur Menschheit

Da wir dem Leben keine Schönheit abzuringen vermögen, sollten wir zumindest versuchen, unserem Unvermögen Schönheit abzuringen. Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares

Den Weg hier siehst du jeden Tag und doch blieb er verhüllt. Sieh wieder hin, sieh lange hin, bis du begreifst, daß du ihn nie gesehn, daß er sich erst in diesem Augenblick enthüllt. Walter Helmut Fritz, Sieh lange hin

Sebastião Salgado, 1944-2025

- was abriss, wächst wieder zusammen - da hast du sie, nimm sie dir, da hast du alle beide, den Namen, den Namen, die Hand, die Hand, da nimm sie dir zum Unterpfand Paul Celan, Es ist alles anders (Die Niemandsrose)

Der Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild. Leonardo da Vinci (1452 - 1519), italienisches Universalgenie, Maler, Bildhauer, Baumeister, Zeichner und Naturforscher

"Die Erinnerungen verschönen das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich." Honoré de Balzac (* 20. Mai 1799 - † 18. August 1850), französischer Schriftsteller (Quelle: zitate.de/autor/balzac...)

Portrait of Gertrude Stein https://www.wikiart.org/en/pablo-picasso/portrait-of-gertrude-stein-1906

„Das Buch, das man braucht, steht meist direkt neben dem, das man suchte.“ (Aby Warburg)

Samuel Beckett in nachdenklicher Stimmung, möglicherweise inspiriert durch den Müll in der Nähe.

miércoles

Man hält viel mehr aus, als man denkt, und viel weniger? Peter Handke, Vor der Baumschattenwand nachts

Die Glocke hat den Tag hinausgeläutet. Der Duft der Blüten läutet nach. Bashô (1643 - 1694), eigentlich Matsuo Munefusa, japanischer Dichter

Nach Innen geht der geheimnißvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Novalis, Blütenstaub § 16

the sight of the first blossoms extends my life by seventy-five years Basho

'Picasso con pareja' 🎨 1901 Pablo Picasso 👨🏻‍🎨

Verweilung, auch am Vertrautesten nicht, ist uns gegeben; aus den erfüllten Bildern stürzt der Geist zu plötzlich zu füllenden; Seeen sind erst im Ewigen. Hier ist Fallen das Tüchtigste. Aus dem gekonnten Gefühl überfallen hinab ins geahndete, weiter. R.M. Rilke, An Hölderlin

Wohin ach soll ich vor dem Wahnsinn fliehn. Helmut Heißenbüttel, Bruchstück I

Dann aufs Neue wieder Mensch zu werden, Wenn mans lange Zeit nicht mehr gewesen ist, Das ist schwer für unsereins auf Erden, Weil das Menschsein sich zu leicht vergißt. Günter Kunert, Wie ich ein Fisch wurde, 8

The Blue Sun, 1946 • Robert Motherwell •

Mattina Mi illumino d‘immenso Giuseppe Ungaretti

Das Auge hält sich nämlich überall für den Mittelpunkt der Sphäre alles ringsum Sichtbaren. * Nam oculus ubique centrum sphaerae omnium circumquaque visibilium sibi assumit. Nicolaus Copernicus, Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären, II,1 / De revolutionibus orbium coelestium

Guten Morgen allerseits!

Nicht scheinen, sondern sein. * Non haberi, sed esse. Tycho Brahe, Wahlspruch

These are the sounds of Lake Baikal in Siberia, the world's deepest freshwater lake. It produces eerie, melodic sounds as its ice expands and contracts in winter. The 'singing ice' sounds like a Star Wars soundtrack.

Isa Genzken, Rose II, 2007 https://botfrens.com/collections/14377/contents/1137536

silence

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. Friedrich Hölderlin, Hälfte des Lebens

Die Anfänge aller Dinge sind nämlich klein. * Omnium enim rerum principia parva sunt. Cicero, De finibus (Über das höchste Gut und das größte Übel) V, XXI, 58

[...] die abstrakten Worte, deren sich doch die Zunge naturgemäß bedienen muß, um irgendwelches Urtheil an den Tag zu geben, zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze. Hugo von Hofmannsthal, Ein Brief, 1902.

Es ist das Schwerste auf der Welt, sich in die Stimmgabel des Seins einzuschwingen und seinen Ton zu erwischen. * La chose la plus difficile au monde est de se mettre au diapason de l'être, et d'en attraper le ton. E M. Cioran, Erwürgte Gedanken / Pensées étranglées

Jäh ist mir eingefallen, wie wir die Zeit versäumen. Günter Eich, Niederschönhausen

Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm, niemand bespricht unsern Staub. Niemand. Paul Celan, Psalm

Genau genommen, leben sehr wenige Menschen in der Gegenwart. Die meisten bereiten sich vor, demnächst zu leben. * Very few men, properly speaking,live at present,but are providing to live another time. J. Swift, Gedanken über verschiedene Gegenstände/Thoughts on Various Subjects

Sehr vieles, was man in der Welt einander erzählt, ist, da die Wahrheit offenbar nicht reizvoll genug erscheint, aus der Luft gegriffen. Yoshida Kenkō, Betrachtungen aus der Stille (14. Jh.) (Übertrg. aus dem Japanischen, Oscar Benl)

𝐼𝑛-der-Welt-sein ist Sorge. 𝑊𝑒𝑙𝑡-Sein ist dagegen ohne Sorge sein. Byung-Chul Han, Abwesen

Es dürfte uns gut tun, uns manchmal daran zu erinnern, dass wir zwar in dem Wenigen, das wir wissen, sehr verschieden sein mögen, dass wir aber in unserer grenzenlosen Unwissenheit alle gleich sind. Karl Popper, Von den Quellen unseres Wissens und unserer Unwissenheit