loading . . . † „Emil Naucke ist todt“ (1900) <p>† „Emil Naucke ist todt“, diese Nachricht wurde heute* von Jedermann erörtert, ist doch in dem Verstorbenen die „gewichtigste“ und und zugleich auch wohl eine der populärsten Persönlichkeiten nicht nur Hamburgs, sondern wohl von ganz Deutschland aus dem Leben geschieden. Dazu kommen noch die besonderen Umstände, unter denen Emil Naucke in der Ausübung seiner Kunst, die er, wie schon so oft, wieder einmal in den Dienst der Wohlthätigkeit gestellt hatte, plötzlich das Leben lassen mußte. Emil Naucke hatte bei dem gestrigen Wohkthätigskeits-Radfahrfest im Sagebiel’schen Etablissement zusammen mit dem Zwergkomiker Hansen ein Niederradduett gefahren, als er sich plötzlich unwohl fühlte. Um sich zu erholen, begab er sich in den Garderobenraum, wo er, nachdem er sich kaum auf einen Stuhl niedergelassen hatte, plötzlich lautlos zusammenbrach. Eine Herzmuskellähmung hatte seinem Leben ein Ende gemacht, und ein schnell hinzugezogener Arzt konnte nur doch den Tod constatieren. <span id="more-4602"></span>Emil Naucke, unter dem Epitheton ornans „Colossalmensch“ in beiden Hemnisphären bekannt, wurde am 2. Mai 1855 auf der Insel Poel bei Wismar in Mecklenburg-Schwerin geboren. Schon als Knabe zeigte er besondere Lust zum Turnen und Ringen, der er oft während seiner Schulzeit – er besuchte die große Stadtschule zu Wismar, wo sein Vater inzwischen eine Cigarrenfabrik erworben hatte – die Zügel schießen ließ, indem er sich vor seinen Altersgenossen als Seiltänzer und Athlet producirte. Dieser außergewöhnliche Hang wurde bei ihm mit der Zeit so groß, daß er kurz nach seiner Confirmation mit einer Mecklenburg besuchenden Circusgesellschaft verschwand, von welcher ihn seine Eltern, nachdem er halb Europa durchstreift hatte, wieder zurückholten. Darauf erlernte er dem Wunsche seines Vaters gemäß die Bäckerei, während der Lehrzeit sich immer weiter übend und namentlich durch Exercitien mit Mehlsäcken sich zum künftigen Athleten ausbildend. Nach absolvirter Lehrzeit arbeitete er kurze Zeit als Geselle in Hamburg, bis er, nachdem er sich in dem damals auf dem Heiligeistfelde stehenden Circus Salamonsky im Wettbewerb mit französischen Ringkämpfern mit Erfolg versucht hatte, das Handwerk wieder an den Nagel hängte und sich als Ringkämpfer und Athlet der Circuscarrière zuwandte. In seinem 20. Lebensjahre trat er, um seiner Militärpflicht zu genügen bei dem damaligen 9. Artillerie-Bataillon in Bremerhaven an, wo er auch seine Ehefrau kennen lernte. Nachdem er wegen musterhafter Führung nach seiner Dienstzeit von 1 Jahr 7 Monaten als Obergefreiter entlassen war, trat er hier in Hamburg in den Ehestand, und zwar merkwürdiger Weise in demselben Hause, von dem aus er jetzt den letzten Weg antreten wird. Nach beendigter Militärzeit that Naucke sich zunächst mit den Athleten Christel und Paulsen zu Kunstreisen zusammen, die ihn durch ganz Europa führten und ihm mancherlei Ehrungen einrachten. Im Jahre 1880 begründete Naucke eine eigene Gesellschaft, mit der er auch Amerika bereiste, bis er sich endlich im Jahre 1890 nach Oldesloe zurückzog, wo er sich eine Villa baute, um nur im Winter das von ihm begründete Theater Variété im Cirscus Rauterkrug in Lübeck und den Tütge’schen Weihnachtsdom in Hamburg zu leiten. Seinem Geschäftssinn genügte diese Thätigkeit aber nicht ange, und so erwarb e im Jahre 1896 das damalige Awe’sche Variété, um es unter seinem eigenen Namen als „Naucke’s Variété“ ebenso populär zu machen, wie er selbst war. – Am Sonntag Mittag um 1 Uhr wird Emil Naucke von der bisherigen Stätte seines Wirkens aus auf dem Friedhof zu Ohlsdorf zur letzte Ruhe bestattet werden.“</p>
<p>* Emil Naucke starb am 25.1.1900.</p>
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<p>Literatur: Lars Amenda: „Der schwerste Radfahrer der Welt!“ Emil Naucke und die Unterhaltungskultur im späten 19. Jahrhundert, hrsg. vom St. Pauli-Archiv, Hamburg: nfg, 2021 (Velodrom. Schriften zur Fahrrad- und Radsportgeschichte, Bd. 2).</p>
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<hr/><div class="citation"><p><span class="citation-title">OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:</span><br/>Lars Amenda (25. Januar 2025). † „Emil Naucke ist todt“ (1900). <em>netzwerk fahrrad/geschichte</em>. Abgerufen am 26. Januar 2025 von https://doi.org/10.58079/135uu</p></div>
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<ul class="soc">
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