Jimi Jakes (@jimijakes.nrw.social.ap.brid.gy)

Es gibt gewisse "Saisonthemen" im Energiesektor, die sich zuverlässig wiederholen. Dazu zählen Empörungsmeldungen bei negativen Strompreisen sowie deren Zwillingsempörungen bei eskalierenden Preisen.… | Dirk Specht | 12 comments Es gibt gewisse "Saisonthemen" im Energiesektor, die sich zuverlässig wiederholen. Dazu zählen Empörungsmeldungen bei negativen Strompreisen sowie deren Zwillingsempörungen bei eskalierenden Preisen. Kleiner Servicetipp: Einfach bei denselben Autoren mal die Empörung über niedrige und hohe Preise nebeneinander legen und die vielen inneren Widersprüche feststellen. So kann man besser aussortieren, wessen Empörung man besser ungelesen lässt. Noch konkreterer Hinweis: Insbesondere Lobby-Gruppen von Kraftwerksbetreibern regen sich bei Negativpreisen über die unwirtschaftlichen Bedingungen für Kraftwerke auf, um sich bei Spitzenpreisen (die Kraftwerke besonders wirtschaftlich machen) als Anwalt des Verbrauchers und "der Wirtschaft" über zu hohe Preise zu sorgen. Das ist deshalb so "lustig", weil sowohl Negativ- wie Eskalationspreise durch .... Kraftwerke bestimmt werden. In deutschen Foren wird das aber gerne als deutsche Besonderheit dargestellt und meist auf "die Energiewende" oder "das EEG" zurück geführt. Das ist sachlich falsch. Nichts gegen eine Reform des EEG, das ist sogar unstrittig. Es als ursächlich für Negativpreise darzustellen, ist aber sachlich falsch. Im Gegenteil wäre zu erwähnen, dass die meisten Förderkulissen einen Cap beim Negativpreis bedeuten, weshalb sehr wohl auch EE-Anlagen dann abregeln. Insofern ist insbesondere die Höhe der Negativpreise eben NICHT durch das EEG zu begründen. Die werden maßgeblich von Kraftwerksbetreibern bezahlt, was eine rein betriebswirtschaftliche Begründung hat, weil Ab- und Anfahren teurer wäre. Zudem ist der Terminhandel zu nennen, der aufgrund von entsprechenden Kontrakten ebenfalls Handelszwänge haben kann. Das ist ein für den Stromsektor noch unerforschter Effekt, der in jedem Terminhandel typisch ist. EEG-Anlagen spielen eine Rolle, die speisen bis zu bestimmten Preisschwellen auch ein, aber sie sind nicht preissetzend. Korrekt ist, dass das Aufkommen von Negativpreisen keinerlei Überraschung ist, dass es sogar gewollt ist, dass es global statt findet und in Deutschland nicht mal besonders ausgeprägt ist. Schon die Datenlage widerspricht der Bewertung, das deutsche EEG spiele hier eine Rolle. Abschließend: Die ökonomische Wirkung von Negativpreisen ist ein tiefes und differenziertes Thema, man kann nicht unterkomplex gut oder schlecht dazu sagen. Das ist zunächst mal so gewollt, die Negativpreise sind Zwillinge der Eskalationspreise und diese Preisschwankungen das gewollte Lenkungssignal in Märken. Ich persönlich halte so ein Marktdesign für fraglich. Komplexe energietechnologische Optimierungsentscheidungen sind nicht zu erwarten, wenn man alles über ein singuläres Preissignal steuern möchte. Das funktioniert in anderen Märkten gut, hier m.E. nicht. Aber dazu gibt es auch andere Positionen. Was man nicht tun kann, ist einen Aspekt so eines Marktdesigns heraus greifen und dann zu behaupten, der sei ganz schlecht und dem auch noch falsche Ursachen zuzuschreiben. | 12 comments on LinkedIn https://www.linkedin.com/posts/dirkspecht_es-gibt-gewisse-saisonthemen-im-energiesektor-activity-7369634763336302592-2AUQ