Zweite Natur du hängst zu Hause die vom Regen nasse Haut an den Haken und weckst dein schlummerndes Alter Ego es schaut überrascht auf die Tastatur wo keine Zeichen sind, die Alpha und Omega ähneln es wirft keine toten Götter in die Grube mit historischem Kram ohne Nachruf 1/3 (Über das Dichten)

Diese Morgenschöne.

Und bei Schostakowitsch kam mir Adam Zagajewski in den Sinn. "Du hast die Flüchtlinge gesehen, die nirgendwohin gingen. Du hast die Henker gehört, die fröhlich sangen. Du solltest die verstümmelte Welt besingen. ... Erinnere dich an das Konzert, als die Musik explodierte." (übers. Karl Dedecius)

jetzt geh ich in die Kammermusik

Papierflieger Zettel in Zettelkästen verschweigen non-verbale Kommunikation flüstern im Unterton ihren Buchstabenreigen semantischer Religion Zetteln zu zeigen ihre wahre Funktion lass sie fliegen davon - Wörter tanzen im Reigen über Wiese und Feld bedeutungsvolles Schweigen erhellt die Welt.

Unser Horizont kam abhanden wir schwammen hinaus als wir uns wiederfanden war kein Grund mehr in Sicht. Kein Sand unter den Füßen tauchten wir tief hinab Medusen und Wale zu grüßen doch die Luft ward knapp. So sind wir gestrandet bodenlos fremd unsere Herzen versandet unser Horizont überschwemmt.

Die Linde trägt ihr loses Kleid im Schrank hängen die Tage warten bis die Welt verschneit stumm und ohne Klage. Hinter Nebeln liegt ein Land nackt und kleiderlos die Linde legt ihr letztes Blatt auf kalten, weißen Schoß.

Hallo, wieder da.

Wirf den Stein von heute weg. Vergiss und schlafe. Wenn er Licht ist, wirst du ihn morgen wiederfinden, zur Dämmerzeit, in Sonne verwandelt. Juan Ramón Jiménez

Kleiner Bahnhof Es gibt Gegenden, in denen Kinder noch den Zügen winken. Wir sind immer ein wenig traurig auf kleinen Bahnhöfen, wo niemand wartet. Plötzlich haben wir eine weiße Holunderseele, plötzlich ist in uns zu viel vom Menschen. nach Jan Skácel

„Jsou krajiny, kde děti ještě vlakům mávají. Vždycky jsme malinko smutní na malých nádražích, kde nikdo nečeká. Najednou máme bílou duši z bezu, najednou je v nás příliš z člověka...“ Jan Skácel 7. 2. 1922 _ 7. 11. 1989

Nein, Gott hat auch den Montag geschaffen, daran wollte sie nicht zweifeln. Sie spazierte noch eine Weile, aber der Gedanke beunruhigte sie.

Kein Tag blieb wie der andere auf ihrer Haut zurück. Verletzungen der Seele vernarbten sichtbar in den Falten und wieder war es Montag.

Du bist so schön... und es ist Montag youtu.be/hQSzOzAR8Bg

Nebelland

Ich seh alles. Ich erinnre alles gar, Bewahr es zärtlichfromm im Herzen dann. Nur eines weiß ich nicht, was war, Und mich nicht mal daran erinnern kann. Achmatowa Я вижу все. Я всё запоминаю, Любовно-кротко в сердце берегу. Лишь одного я никогда не знаю И даже вспомнить больше не могу. Ахматова

*.......ೃ࿔💚.ೃ࿔......* Nature's beauty is reflected in the water. *💚

👉 @passaro.bsky.social

Spiegelei

gespiegelt In einer Kleinstadt waren sämtliche Beschriftungen in Spiegelschrift angebracht; Straßennamen, Schriftzüge an Gebäuden, selbst Toilette war spiegelverkehrt geschrieben. Die Bewohner trugen spezielle Brillen und fanden sich mit der Zeit gut zurecht, so gut, dass...

gespiegelt auf der anderen Seite des Spiegels schwarzer Schlaf hüllst schuldlos Herz mich in trügerische Stille dunkle Gestalten fatale Statisten am Schattenrand genährt von Einsamkeit das Windtor lehrt die Flamme sterben – solange ertragen wir Dunkelheit bis der Spiegel verblasst

der Tagedieb hatte mir drei Träume gestohlen die Nacht war dunkel ohne ein Lied heut morgen sah ich einen Engel – es war der Tagedieb mit einem Sack voll Sorgen

Was tut Geistern gut? Blut! Was will kein Geist vermisse? Kürbisse! Was tut der Geist verschonen=? Melonen! Der Reformator holt seine Prothesen vor, schlägt sie ans Kirchentor – Da liefen die Geister vor Schreck weg! #ReimBattle

Zicklein, Zicklein an meinem Schuh, was sagst du dazu? Königin, einen kuschligen Schuh habt ihr, der Platz gehört alleine mir, meck, meck, mäh!

seid ihr noch von allen guten Geistern verlassen

Arme Poeten finden kaum Applaus in ihrem stillen Kämmerlein, kein Kulturminister kommt herein. Ein Stück Käse findet nur die Maus zwischen den vergilbten Seiten. Sie knabbert seine Verse auf, der Dichter wirft sie nicht hinaus. Mag sie eine Weile bleiben, sich mit seiner Lyrik amüsieren...

Gedenken an Bücher Bücher sterben ... Bücher verwitwen in leeren Wohnungen niemandes Herz schlägt mehr für sie niemand teilt das Abendbrot mit ihnen nimmt sie mit in die Wanne niemand merkt wie sie Seiten verlieren wie Haare wie eine Erinnerung Bücher altern in Einsamkeit ... nach Walschyna Mort

Lutherr kannte kein Computerr und auch Routerr hat er nicht gekannt; drum schrieb Lutherr 95 Thesen mit der Hand ☝️

Ruckedigu Ruckedigu, Blut war im Schuh!

Poet Sowohl Pein als auch Sehnsucht prägt seinen holprigen Pfad. Wegen der Höhen und Tiefen schlägt sein Herz ganz vernarbt. ... Den Tag noch zu Ende hocken... Der Narrenmond ermahnt mit seinen Sternenschellenglocken en gros ungeahnt. frei nach Larisa Genijusch

auf einer Bank saßen 8 Leute

Sonderfahrt nach 18 Uhr verlor sich von ihr jede Spur in Linie 78 nur noch ein Hauch von Nostalgie umgab die alte Tram und sie von Linie 78 womöglich war der Sonderzug ein Traum, ein Sehnen, Selbstbetrug in Linie 78

Im Zickzackzuckelzug verreist ein Zauberzwerg samt Zwickzwackgeist durch einen Zappendusterwald, dem Zwerg ist zapp, dem Geist ist kalt. Der Erste zaubert im Zylinder Zitroneneis für Zahnarztkinder, der Zweite ratzefatzebatz spricht einen Schnitzelschnetzelsatz: Zwie, zwa, Zwille, Firlefanz ...

Gottesfinger dein Finger mahnt in Raum und Zeit in Ewigkeit Otto Herbert Hajek RAUMFINGER 79/III, 1979-83 Stahl, bemalt O.H. Hajek-Kunststiftung der Stadt Stuttgart

Aber erst das blutig gegeißelte Wort bricht in die Auferstehungen ein die Seele am Flügel – Nelly Sachs

Mit der Nation ach, das hatten wir schon mit teutscher Sprache und Tradition und nationalistischem Unterton Helden der Nation mit Abstammung, was ist das schon beschränkter Horizont an Identifikation mit Nationalcharakterüberbeton ...

Ablehnung einer Poetin Zuviel Liebe, zuviel Sehnsucht das will heute niemand mehr lesen lehnte der Verlag ihr Manuskript ab Reim war gestern, war Goethe die heutige Zeit ist reimlos stand im anderen Ablehnungsschreiben Versuchen Sie es mit Nichts das ist modern, belangslos, offen...

Brauchtum ist mir oft* etwas schief konservativ alter Mief unkreativ Usus Sitte in der Mitte ohne Ränder und oft alte Gewänder *außer natürlich bemalte Ostereier

Bereimigung besser mit sich im Reimen sein als im Unreimen

Ziemlich schräg Heute glitt ein Substantiv rücklings übern See, trug sein Haupt ein wenig schief, das Wort so peu a peu. Der Mond rollte sich kugelrund, derweil es elfe schlug, nenn ein einzig Ding mir, und Nomen sei's genug. ...

Bittgedanke, dir zu Füßen Stirb früher als ich, um ein weniges früher Damit nicht du den weg zum haus allein zurückgehn musst. Reiner Kunze

Wrackmente lückenbüßerhaft das Lebensschiff krengt ankerlos treibt der Wind über dir Bruchstücke brückenbüßerhaft keine Reede von Heimkehr

Und die Stadt grüßt zurück...

Mitleidsautomatismus verschluckt vom künstlichen Brummen. Bewohner in Dominosteinen – verschwundene Existenzen, im Unterbewusstsein unantastbar. Flimmernde Bewegungsunfähigkeit, beginnende Auflösung der Sprache. Unverklärlich diese Aussicht. Zwischen Mülltonnen schweigt ein restoffener Schuh.

amouröse Versteckspiele verschmähtes Schweigen Love-Brühung für Abgebrühte als ob neue Wörter aus Kaffeesatz sprössen Tresterstimmung Hörstück-Spagat zwischen Maschinenröcheln und Reinigungspiepton Kunstpause im Kaffeeersatzlesen so nichtssagend

Sollbruchstellen

nun geht es an die wrackmente frei nach flanzendörfer

'Rote Blumen oder Blätter' #FotoVorschlag