Wunderbare erste Sätze, Teil 109: »Unter idealen Bedingungen keimt Kresse innerhalb von zwei Tagen.« »Hustle« von Julia Bähr

Er war ein eingefleischter Atheist und konnte jedweder Religion nicht viel abgewinnen. Und doch ließ es sich Herr Ellerbrock seit seiner Jugendzeit nicht nehmen, an jedem Wochenende »Das Wort zum Sonntag« im Fernsehen zu verfolgen. Es erweiterte seinen Horizont, aber trotzdem blieb er skeptisch.

Freunde des Feiertags! 35 Jahre Einheit, wie die Zeit vergeht! Und da wir nichts Besseres zu tun haben, unternehmen wir einen Tagesausflug auf die Insel Poel. Wir sind so entspannt und gut gelaunt, dass uns selbst Carolas Anwesenheit nicht stört. Hoffentlich schlägt Edgar nicht über die Stränge.

Freunde der Sonne! Quasi traditionell treffe ich mich an jedem dritten Donnerstag eines Monats mit Elli bei unserem Lieblingsitaliener zum Mittag. Wir reden über Gott und die Welt und genießen einfach die kurze Pause vom Alltag. Das werden wir auch so beibehalten. Heute ist der dritte Donnerstag.

Freunde der Nacht! Norbert und Carola sitzen gerade im »Haus der Kultur« und wohnen einer erquicklichen Filmvorführung bei. Ausnahmsweise geht es nicht ums Schlammcatchen. Zu meiner Überraschung wird eine Schmonzette mit Doris Day und Rock Hudson dargeboten. Das hätte ich nicht von Carola gedacht.

Freunde, bei Elli ist heute geschlossene Gesellschaft. Das hat Norbert, Edgar und mich natürlich kalt erwischt. Die örtliche Schützengilde hat den Rauchersalon gebucht und trat in Komplettbesetzung an: alle fünf Schützen! Herrengedeck ohne Cohiba am Tresen ist Mist.

Freunde! Carola ist Physiotherapeutin und arbeitet in der ortsansässigen Praxis »Die Knochenknacker«. Das mag auch ein Stück weit ihre Affinität zum Schlammcatchen erklären. Jedenfalls wird sie von ihren Patienten nur ehrfürchtig »Frau CarolARGH!« genannt. Sie ist schon eine Frau, die durchgreift.

Wunderbare erste Sätze, Teil 108: »Im Zimmer riecht es nach Staub und durchschwitzten Kleidern.« »Karen W.« von Gerti Tetzner

Die Nachbarn hielten ihn für einen Sonderling, aber das scherte ihn wenig. Wenn Herr Ellerbrock morgens jemanden auf der Treppe traf, nickte er kurz und wünschte einen guten Tag. Für Plaudereien war ihm die Zeit einfach zu kostbar. Dann ging er hinunter zum Bach und starrte minutenlang ins Wasser.

Wunderbare erste Sätze, Teil 107: »Ich suche und suche nach jemandem.« »Nichts wächst im Mondschein« von Torborg Nedreaas

Freunde, ich bin verdutzt! Schickte mir Norbert doch gerade eine Kurznachricht mit einem gereimten Vierzeiler! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er heimlich im hiesigen blauen Himmel aktiv ist. Das ist unwahrscheinlich, jedoch werde ich ein wachsames Auge auf die Sache haben …

Freunde des blonden Gerstensafts, was für ein Abend! Gestern saßen wir mal wieder im Rauchersalon beim Feierabendbier. Norbert hatte gerade einen kräftigen Schluck genommen, als er plötzlich niesen musste und den Raum in Pilsregen und -nebel tauchte. Edgar und ich waren nass, Norbert konsterniert.

Wunderbare erste Sätze, Teil 106: »Die kleinen Halunken versteckten sich drüben im hohen Gras.« »James« von Percival Everett

Wunderbare erste Sätze, Teil 105: »Der Vollmond lugte verstohlen durch die Wolken an der Himmelsfeste, Hochnebel waberte erhaben über dem Hain und der bald einsetzende Novemberregen würde das Geschehen dieser Nacht für immer ausradieren.« »Der unerhörte Fall der C.« von Christoph J. Hemkentokrax

Freunde der freudigen Überraschung! Gestern saßen Edgar und ich im Biergarten von »Ellis Eckkneipe« – Carola hatte mal wieder Norbert Ausgangsverbot erteilt -, als plötzlich die liebe @oneofakindfiona.bsky.social vor uns stand. Da haben wir gleich gemeinsam ein paar Pils verhaftet. Danke, Fiona!

Heute schon an morgen denken. Sein Verhältnis zu Weihnachten war ambivalent. Und doch ließ es sich Herr Ellerbrock nicht nehmen, bereits im August die örtliche Baumschule aufzusuchen, um einen kleinen Christbaum für seine Dachgeschosswohnung auszuwählen. Dies Ritual pflegte er seit vielen Jahren.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. An der Fleisch- oder Käsetheke im REWE kramte Herr Ellerbrock stets seine geeichte Küchenwaage aus der Tasche, um die Gewichtsangaben der Verkäuferin zu überprüfen. Anfangs sorgte er damit für Kopfschütteln, aber von diesem Prinzip wich er nur selten ab.

Wunderbare erste Sätze, Teil 104 [1/2]: »Der von kahlen Eichen und Ulmen durchbrochene Himmel, an dem zwei Frontensysteme die grauen Köpfe zusammensteckten, um New Prospect weiße Weihnachten zu bescheren, war …

Wortschatztruhe · Ausgabe 22 Doch am Ende des Tages bleibt immer nur die Nacht. Ob die dunkelste Finsternis oder glitzernde Pracht. Es liegt einzig an euch, was ihr daraus macht.

Freunde des Schwermetalls! Norbert ist mit Carola zum »Wacken Open Air« gefahren, dabei sind sie nun wahrlich keine Hardrock-Liebhaber. Ich fragte ihn also, was das denn solle. Nun, er meinte, dass es wie Schlammcatchen für die ganze Familie sei. Und dafür nähmen sie die Hintergrundmusik in Kauf.

Freunde der Nacht, kennt ihr das? – Schreibblockade! Seit Wochen fällt mir kaum etwas ein, das wert wäre, mit euch geteilt zu werden. Norbert zieht es zurzeit vermehrt zum Schlammcatchen mit Carola, Edgar macht sich rar und Elli hat genug mit der Kneipe zu tun. Nur Kai-Uwe besucht mich ab und zu.

Wortschatztruhe · Ausgabe 21 Die Euphorie ist längst verflogen. Der Blick voraus verspricht nur Sorgen. Der Mensch hat sich betrogen und fürchtet um das Morgen. Die Götterdämmerung? – Vollzogen!

Wunderbare erste Sätze, Teil 103: »Ein einfacher junger Mensch reiste im Hochsommer von Hamburg, seiner Vaterstadt, nach Davos-Platz im Graubündischen.« »Der Zauberberg« von Thomas Mann

Freunde der Sonne und des Schweißes! Das Thermometer im Hinterhof-Biergarten von »Ellis Eckkneipe« zeigt 35 °C. Wir sitzen mit Fedora, Sonnenbrille und Hawaiihemd bekleidet am Tisch, transpirieren und kühlen unsere Füße in kleinen Wannen mit kaltem Wasser. Elli serviert drei »Pils on the Rocks«.

Freunde, Norbert wird dieses Wochenende bei mir verbringen, weil Carola mit ihrer Schwester die Wohnung renoviert. Da er zwei linke Hände hat, wäre er dabei nur im Wege. Endlich können wir wieder bis zur Sperrstunde im Rauchersalon und anschließend in meiner Kemenate tagen. Edgar hüpft vor Freude.

Wortschatztruhe · Ausgabe 20 Der Kakophonie entrinnen, dabei auf Euphonie sinnen. Doch der Chor der Gesellschaft, er krankt von innen.

Wortschatztruhe · Ausgabe 19 Luna lugt mit gequältem Blick zu uns hinunter – sucht ihr Glück.

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann. Handwerklich war er nicht sehr geschickt. Und doch bemühte sich Herr Ellerbrock, kleinere Arbeiten in seiner Wohnung selbst durchzuführen. So meisterte er sein letztes Projekt in herausragender Art und Weise, als er einen Nagel vorbildlich in die Wand schlug.

Freunde des geschriebenen Wortes, ihr ahnt gar nicht, wie erleichtert und zugleich angewidert ich bin! Aber wie heißt es doch so schön? Totgesagte leben länger. Auf dich, liebe Elfriede Jelinek! www.t-online.de/unterhaltung...

Wunderbare erste Sätze, Teil 102: »eines tages beschloss brigitte, dass sie nur mehr frau sein wollte, ganz frau für einen typ, der heinz heißt.« »Die Liebhaberinnen« von Elfriede Jelinek

Wortschatztruhe · Ausgabe 18 Im Park. Im Dunkel. Im Gedanken. Im Licht dann du.

Wortschatztruhe · Sonderausgabe III »Man kann heute den Menschen ein Buch wohl nicht besser empfehlen, als indem man ihm nachsagt, es könne zur Erholung dienen von dem Grauen der Zeit.« Thomas Mann (* 6. Juni 1875; † 12. August 1955)

Wunderbare erste Sätze, Teil 101: »Hätte man ihn gefragt, so hätte Jerry Dermott die Hand aufs Herz gelegt und geschworen, er habe niemals in seinem Leben wissentlich jemandem etwas angetan und nicht verdient zu sterben.« »Die Todesliste« von Frederick Forsyth

Freunde des langen Wochenendes! »Ellis Eckkneipe« ist über Pfingsten geschlossen, Norbert muss mit Carola seine Schwiegermutter im Harz besuchen und Edgar hat einen bösen Hexenschuss. Dieses Jahr ist alles doof! Vielleicht werde ich mit Lothar und Kai-Uwe die eine oder andere Hunderunde gehen.

Wortschatztruhe · Ausgabe 17 Das Unverzügliche. Auf Irrwegen unterwegs. Das Unvermeidliche. Auf der Suche nach der Wahrheit.

Kaum etwas hielt er für so überflüssig wie einen Brückentag. Herr Ellerbrock genoss jedes Jahr den Freitag nach Himmelfahrt, wenn er allein im Büro saß und der monotonen Arbeit nachgehen konnte. Kein Kollege belästigte ihn mit belanglosen Gesprächen oder dummen Fragen. Er empfand es als erholsam.

Wortschatztruhe · Ausgabe 16 Was gibt’s Neues? Gäbe es nur was Neues. Wohin werden wir gehen? Könnten wir nur irgendwohin gehen. Was sind deine Gedanken? Hätten wir nur klare Gedanken. Wohin verschwand dein Humor? Hinfort – versunken im Kummer.

Wortschatztruhe · Ausgabe 15 Der Ozean verwischt den Horizont. Das Meer drängt über die Gestade. Die See flutet das Land. Der Mensch steht stumm im Sturm. Mutter Erde verschlingt ihre Brut.

Wunderbare erste Sätze, Teil 100: »Man möchte meinen, er hätte seine Entscheidung etwas früher treffen und seine Umgebung netterweise auch davon in Kenntnis setzen können.« »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand« von Jonas Jonasson

Freunde der Musik, was für eine Grand-Prix-Nacht! Sogar mein Nachbar Lothar war mit seinem Hund Kai-Uwe dabei. Und was soll ich sagen? Das Tier hat den Siegertitel korrekt vorhergesagt: Nur beim österreichischen Beitrag hat er laut mitgeheult. Welch ein Schauspiel. Elli servierte einen Knochen.

Wortschatztruhe · Ausgabe 14 Sehnsucht nach dem Mehr: · mehr Verständnis · mehr Toleranz · mehr Vielfalt · mehr Gleichheit · mehr Brüderlichkeit · mehr Freiheit Einfach mehr Mehr!

Wortschatztruhe · Ausgabe 13 Melancholie tropft zähflüssig wie Pech von der Decke. Einsamkeit schiebt die Wände zusammen. Der Lebensraum verengt sich. Die Luft wird knapp. Kein Ausweg. Nichts.

Freunde, das ging ja schneller als gedacht. Edgar hat soeben mit qualmender Cohiba den Rauchersalon verlassen. »Ich habe Hunger wie ein Löwe, aber erstmal noch einen Messwein!« – Mit diesen Worten schritt er zum Tresen und freute sich gar sehr. Dabei sind wir gar nicht gläubig. Elli schenkt ein.

Freunde, auf geht’s! Edgar hat sich am Tresen aufgebaut, zwei Gläser Messwein verhaftet und wartet darauf, um halb fünf feierlich in den Rauchersalon einzuziehen. Elli hat bereits die Live-Übertragung von EWTN.TV vorbereitet. Mit Kaffeewärmer und Kartoffelsack sieht Edgar ausgesprochen albern aus!

Freunde! Es kann kein Zufall sein, dass Norbert und Carola ausgerechnet zur Walpurgisnacht ein langes Wochenende bei seiner Schwiegermutter im Harz verbringen. Der Brocken, der gemeinhin als Hexentanzplatz bekannt ist, ist ja auch nicht weit entfernt. Vielleicht geht ja ein Hexenspruch schief …

Wortschatztruhe · Ausgabe 12 Widerstände überwinden, Grenzen überschreiten, Mauern niederreißen. Die Freiheit wiederfinden, dem Horizont entgegenreiten, die Seele entfesseln. Nie mehr eingesperrt!

Freunde der Qual der Wahl! Edgar ist fürs anstehende Konklave präpariert: Von seiner Mutter hat er sich einen alten Kaffeewärmer ausgeliehen, weil er so schön einer Mitra ähnelt. Und irgendwo hat er einen purpurnen Kartoffelsack aufgetrieben, den er als Gewand nutzen will. Elli nennt ihn Eminenz.

Wunderbare erste Sätze, Teil 99: »Ein ruhmreicher Teil Englands nennt sich The Donheads.« »Eine treue Frau« von Jane Gardam

Freunde des heiligen Qualms! Nächste Woche Mittwoch steigt das Konklave. Und Edgar hat sich auch schon freigemacht – also terminlich, nicht physisch. Zur Einstimmung will er sich erstmal mit k·tv (Katholisches Fernsehen) und Bibel TV vergnügen. Elli zieht den Ausschank von Messwein in Erwägung.

Wortschatztruhe · Ausgabe 11 Die Geister der Vergangenheit klagen: »Du fandest selten deine Richtung.« Die Geister der Gegenwart mahnen: »Bedenke genau jeden Schritt!« Die Geister der Zukunft ermuntern: »Dein Weg ist noch nicht beschritten.«